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21.07.2023

Glück kann man lernen!

Note 1 für das neue Schulfach „Persönliche Entwicklung“  

Amberg-Sulzbach/Sulzbach-Rosenberg. Wenn die Schülerinnen und Schüler der 10. Jahrgangsstufe der Berufsfachschule Sozialpflege am Beruflichen Schulzentrum (BSZ) in Sulzbach-Rosenberg eine Note für das neue Schulfach „Persönliche Entwicklung“ (PE) vergeben müssten, dann wäre es eine glatte 1! Sehr gut kam das Angebot an, das in diesem Schuljahr erstmalig am BSZ unterrichtet worden ist. „Noch ein Schuljahr PE!“, lautet das einhellige Urteil der Teilnehmenden. Wen wundert‘s, denn im Lehrplan stehen nicht Mathe, Hauswirtschaft oder Pflege, sondern „Glück“ und wie man diesen Zustand im bewegten jugendlichen Alter erlernen kann.

Persönliche Entwicklung im Lehrplan

„Im Schulfach PE bekommen Schülerinnen und Schüler Raum und Zeit, um ihre facettenreiche Persönlichkeit, ihre Stärken und Ressourcen zu entdecken und mehr Lebenskompetenz und -freude entwickeln zu können“, erklärt Projektleiterin Gertraud Gietl bei einem Besuch am BSZ. Als Studiendirektorin im Sachgebiet Berufliche Schulen I an der Regierung der Oberpfalz war sie maßgeblich dafür verantwortlich, dass das Fach in ausgewählten Klassen an allen staatlichen Oberpfälzer Berufs- und Wirtschaftsschulen eingeführt wird, nachdem es bereits deutschlandweit und auch in Österreich, der Schweiz und Italien zunehmend Eingang in den Unterricht findet. In der praktisch und lebensnah gestalteten Umsetzung des Faches sollen die Jugendlichen darin bestärkt werden, ihren Lebensweg aktiv und selbstverantwortlich zu gestalten, um auch in schwierigen Situationen handlungsfähig und gesund zu bleiben.

Bereichernd und gewinnbringend

„Ich halte das Schulfach PE für eine echte Bereicherung, weil die Jugendlichen in ihren psychosozialen Kompetenzen nachhaltig gefördert werden. Das brauchen sie mehr denn je“, bemerkt Landrat Richard Reisinger zu der Lehrplaninnovation. Für stellvertretende BSZ-Schulleiterin Claudia Hanft hat sich das Angebot als gewinnbringend für die Schülerinnen und Schüler erwiesen, sich innerhalb eines geschützten Rahmens über persönliche Wünsche, Ängste und Ziele austauschen zu können. „Die reflektorischen Fähigkeiten nehmen die jungen Leute mit ins Praktikum, das oft sehr fordernd ist, aber auch ins Privatleben.“ So lernten die Jugendlichen beispielsweise mit Kritik und Stresssituationen umzugehen, zu erkennen, was wichtig im Leben ist und wie stabile Beziehungen aufgebaut werden können, ergänzt Fachoberlehrerin Sandra Falk, die sich wie ihre Kolleginnen, Fachoberlehrerinnen Caroline Horn und Tatjana Mischok, in PE ausbilden ließ.

26 „Glückslehrer“ in der Oberpfalz

In zwölf Modulen, die ausschließlich an Freitagnachmittagen und Samstagen stattfanden, eigneten sich die Pädagoginnen zusammen mit 23 weiteren an Oberpfälzer Schulen tätigen Lehrkräften die Expertise an, PE (das in anderen Bundesländern auch einfach „Glück“ genannt wird) in der Schule anbieten zu können. Die Weiterbildung dauerte von März 2022 bis März 2023 und wurde durch die Regierung der Oberpfalz in Kooperation mit dem Fritz-Schubert-Institut organisiert. Während in zwei berufsvorbereitenden Klassen der Berufsschule in Sulzbach-Rosenberg das Fach unter der Bezeichnung „Lebensgestaltung“ als wöchentliches Pflichtfach fest integriert ist, wird PE in der Berufsfachschule im zweiwöchentlichen Rhythmus als Wahlfach angeboten. Bislang montags in der dritten und vierten Stunde.

Über Probleme und Sorgen reden

„Auf PE habe ich mich immer gefreut“ betont Braydon Jackson, der einzige Junge in der Gruppe. Besonders gefallen haben ihm die Gesprächsrunden, in denen er sich mit den Mitschülerinnen austauschen konnte. Jackson: „Auch über Probleme und Sorgen, die mich belasten, konnte ich reden.“ Anderen Jugendlichen, die schulische oder private Probleme haben, rät er ebenfalls zum „Glücksfach“. „Das hilft dir überall im Leben weiter“, so sein Credo. Und tatsächlich nimmt laut Gietl der Leistungs- und Erwartungsdruck im privaten, beruflichen und schulischen Alltag junger Menschen zu und führt immer häufiger zu psychischen Problemen. Die Corona-Pandemie hätte die Situation weiter verschärft, als über eine lange Strecke wichtige Stützpfeiler wie soziale Kontakte und Unternehmungen mit Gleichaltrigen weggebrochen waren. „Es hat mir einfach gutgetan, dass ich gesehen und gehört werde,“ schildert Kurdistan Al Khalaf ihre Erfahrungen. „Mein größtes Glück ist, dass ich es dank PE öfter geschafft habe, Aufgaben, die ich mir vorgenommen habe, auch umzusetzen,“ ergänzt Chrisoula Pournara. Nach einem Jahr fühlen sich die jungen Leute innerlich gefestigter und können anderen Schülern eine Teilnahme an PE, das im kommenden Schuljahr 2023/2024 erneut am BSZ angeboten wird, nur empfehlen. „Noch ein Schuljahr PE – unbedingt“, bringt es Jennifer Rudolf auf den Punkt.

Hintergrund

Das Schulfach PE basiert auf dem seit vielen Jahren erprobten und wissenschaftlich begleiteten Konzept des Fritz-Schubert-Instituts in Heidelberg. Bereits seit vier Jahren wird das Schulfach PE am BSZ Wiesau als Pilotschule mit beeindruckend positiven Rückmeldungen seitens der Heranwachsenden, der Eltern und des Kollegiums unterrichtet. Ziel der von langer Hand geplanten Initiative der Regierung der Oberpfalz ist es, sofern es die Lehrerversorgung erlaubt, möglichst vielen Schülerinnen und Schülern in den kommenden Jahren die Teilnahme am Schulfach PE zu ermöglichen, um sie in ihrer Persönlichkeitsentwicklung zu unterstützen und sie fit zu machen für ein erfülltes berufliches und privates Leben. Weitergehende Informationen erteilt Gertraud Gietl,Studiendirektorin an der Regierung der Oberpfalz, telefonisch unter der 0941 5680-1516 bzw. per E-Mail an gertraud.gietl@reg-opf.bayern.de.

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