Willkommensgruppe für ukrainische Jugendliche
Unterricht an Walter-Höllerer-Realschule in Sulzbach-Rosenberg gestartet.
Amberg-Sulzbach. Im Landkreis Amberg-Sulzbach geht es derzeit um die Einrichtung von Willkommensgruppen für Kinder und Jugendliche, die aus der Ukraine geflüchtet sind. Eine der ersten Gruppen hat sich an der Walter-Höllerer-Realschule (WHR) in Sulzbach-Rosenberg etabliert. Landrat Richard Reisinger besuchte laut Pressemitteilung des Landratsamtes den Unterricht und brachte auch Geschenke mit.
Potenzielle Schüler aus der Ukraine melden sich bei der nächstgelegenen Schule, alle Meldungen werden gesammelt und an das Schulamt übermittelt. In jedem Landkreis tagt dann mindestens einmal wöchentlich eine Steuergruppe, die alle Meldungen koordiniert und die erfassten Schüler einer Schule der so genannten Willkommensgruppe zuweist.
Die WHR ist eine der ersten Schulen, die eine Willkommensgruppe eingerichtet hat. Ausschlaggebend für eine solche Klasse, so erläuterte Landrat Richard Reisinger beim Besuch im Klassenzimmer, sei die Anstellung von Personal zur Betreuung und zur Durchführung von Unterricht für die Willkommensgruppe. Und in Sulzbach-Rosenberg klappte es beinahe auf Anhieb: Die Schule konnte als „Glücksgriff“ Iryna Synytska gewinnen.
Realschuldirektor Martin Zimmermann erläuterte dem Landrat: „Die Suche hierfür lief seitens der Schulleitung in den vergangenen Wochen sehr intensiv, wir hatten einige Kooperationspartner kontaktiert. Iryna Synytska ist ausgebildete Lehrkraft und hat unter anderem als Deutsch- und Englischlehrerin in der Ukraine und in Moldawien unterrichtet.“ Der Startschuss für die wichtige Lehrerin an der Realschule fiel nach den Osterferien. Einer Person dankte Martin Zimmermann in diesem Zusammenhang besonders: Bei der Personalfindung leistete Melanie Sichelstiel von „SozialWerk“ aus Hahnbach wertvolle Unterstützung.
Der offizielle Start der Willkommensgruppe mit 20 Jugendlichen, die einer Altersgruppe der Realschule von 12 bis 17 Jahren entsprechen und aus dem gesamten Einzugsbereich der WHR kommen, erfolgte dann ab Mittwoch, 27. April, so die Pressemitteilung weiter. „Wegen der unterschiedlichen Leistungsstände und vor allem auch unterschiedlichen Sprachkenntnisse der Jugendlichen erhalten sie in einer ersten Phase der Willkommensgruppe gemeinsam und alle zusammen Deutschunterricht, um Grundkenntnisse bei allen zu sichern bzw. zu festigen“, präzisierte Martin Zimmermann die Strategie. Im Anschluss, nach etwa zwei bis drei Wochen an der WHR, könnten dann vereinzelte Schüler in bestimmte Unterrichtsstunden von verschiedenen Jahrgangsstufen gehen, um den Fachunterricht - zum Beispiel in Englisch oder Mathematik - mit zu verfolgen.
Als wichtig erachteten Zimmermann und Reisinger in diesem Zusammenhang aber vor allem eines: Die Schule könne dabei grundsätzlich sehr flexibel und eigenverantwortlich agieren. Unterstützung bei der Durchführung seitens des Landkreises sei selbstverständlich, so der Landrat, der dem Sulzbach-Rosenberger Realschuldirektor für sein großes Engagement dankte. Für ukrainische Schüler bestehe die ersten drei Monate keine Schulpflicht, danach können sie zuerst als „Gastschüler“ einer Klasse zugewiesen werden und sollen schrittweise für die Dauer des Aufenthalts (vor allem bei längerem Aufenthalt in Deutschland) in das Schulsystem integriert werden. Umfragen zufolge wollten etwa die Hälfte der Ukrainer zunächst in Deutschland bleiben.
Für den Auerbacher Flüchtlingskreis nahm Martina Guttenberger an der Vorstellung teil, sie berichtete von aktuell sechs Kindern aus dem Auerbacher Raum, die diese neue Willkommensgruppe besuchten und aufgrund der unpassenden Busverbindung zurzeit auf private Zubringerdienste angewiesen seien. Aber auch im nördlichen Landkreis, so war zu erfahren, liefen Gespräche und Bestrebungen, dort eine ähnliche Gruppe an einer Schule zu etablieren.
Abschließend gab es Geschenke von den Gästen: Der Vorsitzende des Amberger Vereins „ZAMHALTN“, Michael Sandner, verteilte gesponserte Federmäppchen, Landrat Richard Reisinger schloss sich mit Trinkbechern für alle an. Iryna Synytska übersetzte die Grußworte, und der Dank der ukrainischen Jugendlichen fiel herzlich aus. Bilanz der Verantwortlichen: „Sie fühlen sich hier sichtlich willkommen!“