»Antisemitismus in Bayern - Judenhass heute«
Veranstaltungsreihe der vhs Amberg-Sulzbach
Amberg-Sulzbach. Mit „Antisemitismus in Bayern – Judenhass heute“ ist das Projekt überschrieben, das die Volkshochschule (vhs) Amberg-Sulzbach in diesem Herbst verwirklicht. Über vier Wochen hinweg geht es um Aufklärung und Geschichtsaufarbeitung in verschiedenster Form.
Starten soll die Veranstaltungsreihe am 9. Oktober um 18 Uhr im Atrium des LCC mit der Eröffnung der gleichnamigen Wanderausstellung, konzipiert von RIAS (Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus). Ein Podiumsgespräch zu jüdischem Leben in der Oberpfalz mit Tim Kurockin und Elisabeth Gross schließt sich um 19 Uhr an.
Die Ausstellung wird bis zum 8. November zu sehen sein und ist täglich von 8 bis 20 Uhr sowie freitags von 8 bis 16 Uhr für Besucher geöffnet. Zur „Langen Nacht der vhs“ am 19. Oktober wird es einen inhaltlichen Beitrag mit Filmsequenzen und Zeitzeugen-Interviews geben. Gefördert wird das Projekt von der Amadeu-Antonio-Stiftung im Rahmen der Bildungs- und Aktionswochen gegen Antisemitismus.
Am 17. Oktober um 19.30 Uhr folgt ein Vortrag zum Thema „Arabisch-Israelische Beziehungen seit 1948 und die aktuelle Situation im Nahen Osten“ in der ehemaligen Synagoge. Die Geschichte des Nahen Ostens ist nach der israelischen Staatsgründung 1948 jahrzehntelang von Krieg und Konflikt geprägt. Dennoch ist es in den letzten Jahrzehnten auch zu Friedensschlüssen gekommen. Der Vortrag wird die Entwicklungslinien vom Frieden mit Ägypten 1979 über das Osloer Abkommen und den Frieden mit Jordanien bis zum Scheitern des Friedensprozesses in der Zweiten Intifada nachzeichnen. Vor diesem Hintergrund sollen auch die aktuellen Konstellationen nach der Hamas-Vernichtungsaktion vom 7. Oktober beleuchtet werden – einerseits hinsichtlich der Rolle des iranischen Regimes, das der Hauptförderer des antiisraelischen Terrors ist; andererseits hinsichtlich jener Länder, die im Rahmen der „Abraham Accords“ eine deutliche Annäherung an Israel vollzogen haben.
„Frauenhass und Judenhass - gehen Antifeminismus und Antisemitismus Hand in Hand?“ lautet der Titel eines Vortrages am 18. Oktober um 19 Uhr im Jugendzentrum „Hängematte“ in Sulzbach-Rosenberg. Was haben Frauenhass und Judenhass miteinander zu tun? Sind diese menschenfeindlichen Ideologien Alleinstellungsmerkmale der extremen Rechten? Wie lässt sich die Verbreitung judenfeindlicher Positionen in feministischen und queeren Zusammenhängen erklären? Der Vortrag beleuchtet die historische und ideologische Verschränkung von Antifeminismus und Antisemitismus und deren Rolle in antimodernen und rechtsterroristischen Weltbildern. Im Anschluss findet im Jugendzentrum ein Konzert gegen Antifeminismus und Antisemitismus statt.
Am 27. Oktober um 15 Uhr führt Johannes Hartmann über den Jüdischen Friedhof in Sulzbach-Rosenberg. Zurückgehend auf das 17. Jahrhundert ist der Sulzbacher Judenfriedhof nach dem Sulzbürger der älteste noch bestehende Judenfriedhof Altbayerns. Der Sulzbacher Judenfriedhof dokumentiert unter anderem die Entwicklung vom orthodoxen zum liberalen Judentum. Fast 70 Jahre war er auch Begräbnisstätte der Amberger Juden. 1936 fand die letzte Bestattung statt. Die Führung beinhaltet jüdisches Bestattungswesen und die Geschichte des Sulzbacher Judenfriedhofs. Treffpunkt ist am Parkplatz Sportpark, Schießstätte. Festes Schuhwerk ist erforderlich, bei den Herren eine Kopfbedeckung. Da die Plätze begrenzt sind, ist eine Voranmeldung bei der vhs erforderlich.
Zu einem weiteren Vortrag mit dem Titel „Antisemitische Morde in der Nachkriegszeit in Regensburg“ wird am 5. November in die Buchhandlung Volkert eingeladen: Kurz nach Ende des Zweiten Weltkriegs erschütterten zwei Mordfälle die jüdische Gemeinde in Regensburg: Im Dezember 1945 wurde der 14-jährige Berek Goldfeier ermordet, im April 1947 die vierköpfige Familie Brutmann. In beiden Fällen ging die Polizei von Raubmord aus, obwohl es deutliche Hinweise auf antisemitische Hassverbrechen gab. Doch wieso ging die Regensburger Polizei diesen Hinweisen nicht nach? Die Journalistin und freischaffende Autorin Waltraud Bierwirth, die sich seit vielen Jahren mit der Geschichte von Jüdinnen und Juden in Regensburg während des Nationalsozialismus beschäftigt, stellt in dem Vortrag neue Recherchen zu den Morden vor.
Zum Abschluss der Reihe ist am 7. November um 19 Uhr ein besonderes Format geplant: Für „Unsterblichkeit der Sterne - Verbrannte Bücher, verfemte Komponisten, unvergängliche Ideen“ kommen Julia Boegershausen, Benedikt ter Braak und Andreas Rüdiger aus Görlitz nach Sulzbach-Rosenberg in den Seidel-Saal und präsentieren ihr Programm, das im Gedenken an 90 Jahre Bücherverbrennung entwickelt worden war: die „Unsterblichkeit der Sterne“ – die Sterne, das sind die Autoren von Weltliteratur, die nur einen Makel hatten: Sie passten nicht in das Regime der Nationalsozialisten. Karten dafür gibt es ab Mitte September bei NT-Ticket.
Weitere Informationen zum Programm und den Veranstaltungsorten finden Sie im aktuellen Programmheft der vhs oder auf der Website unter www.vhs-as.de.
Veranstalter der Reihe „Antisemitismus in Bayern – Judenhass heute“ sind neben der vhs Amberg-Sulzbach der ver.di-Ortsverein Sulzbach-Rosenberg, der ver.di-Ortsverein Medien Oberpfalz Nord, das Oberpfälzer Bündnis für Toleranz und Menschenrechte, die Israelitische Kultusgemeinde Amberg, die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten (VVN-BdA) Oberpfalz, die Deutsch-Israelische Gesellschaft Oberpfalz, der Verein für Politik und Kunst, der Jugendclub Bureau sowie Flusen-Sieb DIY Shows.